Zum ersten Mal in ihrer Geschichte muss die Menschheit lernen, mit Überfluss umzugehen. Während ihr Problem bisher immer der Mangel war, muss sie jetzt das richtige Maß in allem finden, jeder von uns für sich und die Menschheit gemeinsam. Wie geht das? Hinweise darauf gibt eindrücklich die Mystik der Freimaurerei, wie auch mein neues Buch Die Kunst des richtigen Maßes – Wie wir werden, was wir sein können zeigt.

Die Geheimnisse der Baumeister

Viele sehen die Freimaurer als Bund von Männern, die sich schulterklopfend Macht und Geschäfte zuschanzen. Doch das Fundament der Freimaurerei bildet uraltes Wissen, das auf die Baumeister sakraler Gebäude zurückgeht. Mit ihren 100 oder sogar 150 Meter hohen Türmen werfen Bauten wie der Kölner Dom oder der Wiener Stephansdom die Frage auf, wie sie mit damaligen technischen Mitteln überhaupt zu errichten waren. Welche Geheimnisse kannten ihre Baumeister, um ohne Computer die Statik für solche Wunderwerke berechnen zu können?

Die innere Architektur des Menschen

Irgendwann fingen die Freimaurer an, diese Geheimnisse nicht nur für die Architektur von Gotteshäusern, sondern auch für die innere Architektur des Menschen anzuwenden. So, wie sie zunächst auf wundersame Weise dafür sorgten, dass ihre steinernen Werke in den Himmel wuchsen, sorgten sie von da an dafür, dass Menschen wahre Größe erreichen und werden, was sie sein können.

Verborgene Symbole

Im Inneren einiger Kathedralen weisen geheimnisvolle Spuren auf die spannende Beziehung zwischen der Architektur sakraler Bauten und der inneren Architektur des Menschen im freimaurerischen Sinne hin. So werden im Wiener Stephansdom unter speziellem UV-Licht in den Stein gravierte Symbole sichtbar, deren Botschaft überraschend einfach ist und gerade deshalb nach einer tieferen Deutung verlangt. „Drei Gruppen von Menschen haben an der Errichtung dieses Doms gearbeitet“, lautet sie, „Lehrlinge, Gesellen und Meister. Sie mussten Gesetze einhalten, damit der Bau auch wirklich hält.“ Was bedeutet das?

Das Gesetz des richtigen Maßes

Rund um Winkelmaß und Zirkel entstand das große Mysterium der Freimaurerei, das detailliert wie keine andere philosophisch-spirituelle Tradition unseren Weg zu dem, was wir sein können, zeigt. Die entscheidende Kunst dabei ist wie in der Architektur die des richtigen Maßes. Es geht, vereinfacht gesagt, darum, uns zu begnügen, unsere tierischen Triebe zu überwinden und daran zu wachsen. Während wir sie erlernen, sind wir zunächst Lehrlinge, dann Gesellen, dann Meister, ebenso wie es die Maurer waren und sind. Das richtige Maß, das gemäß der Freimaurerei jeder von uns nur für sich selbst anhand seiner inneren Stimme entdecken kann, ist das Gesetz, an das wir uns zu halten haben. Das ist die Grundlage aller Freimaurerei. Wie lässt sich die ebenso uralte wie mystische spirituelle Botschaft, die sich dahinter verbirgt, mit unserer heutigen Sprache noch in Worte fassen?

Die Leiter der Sphäre

Einen Versuch dazu wagte der deutsch-amerikanische Philologe und Freimaurer-Experte Peter Francis Lobkowicz in seinem leider vergriffenen Buch Die Legende der Freimaurer. Zunächst betont er, dass die Freimaurer nur über Symbole kommunizieren. Über Symbole, die sich nur jenen erschließen, bei denen der dafür nötige „innere Boden“ bereitet sei. Dann schreibt er: „Der Freimaurer, der um das große Geheimnis weiß, besitzt den Hang nach Verbindung mit dem Göttlichen und Unsterblichen, jenes höhere Streben, auch wenn es mit Unterliegen endet, die eigenen Hindernisse und die Knechtschaft der Sinne und Leidenschaften zu überwinden. Die Seele, wenn sie sich befreit hat aus den sie verunstaltenden und entstellenden Auswüchsen, will er wieder ihrer wahren Natur und Gestalt zuführen und schrittweise die mystische Leiter der Sphäre ersteigen lassen, hin zu ihrem Ursprungsort.“

Inspiration bei der Rettung des Planeten

Die Botschaft der Freimaurer zeigt damit auch, an was für einem entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit wir wirklich stehen und wie groß die Aufgabe tatsächlich ist. Denn egal, was wir im Sinn haben, die Rettung des Planeten oder inneres Wachstum im spirituellen Sinn, es geht immer um nicht weniger als darum, diese „Knechtschaft der Sinne und Leidenschaften zu überwinden“.

Zwingende Voraussetzung für ein gutes Leben

In der Freimaurerei ist diese Überwindung keine Empfehlung. Das richtige Maß zu nehmen und zu halten ist für sie eine zwingende Voraussetzung, um zu werden, was wir sein können. Ebenso ist sie jetzt eine zwingende Voraussetzung, wenn wir diesen am Übermaß erstickenden Planeten für uns und unsere Nachkommen als lebenswerten Ort erhalten wollen. Zum Buch Die Kunst des richtigen Maßes – Wie wir werden, was wir sein können geht es hier.