Gemeinsam mit Greta Thunberg und führenden internationalen Klimaforschern hat der Dalai Lama das faszinierende Buch „Die Kreisläufe des Klimawandels“ geschrieben. Im Zuge der Entstehung dieses Buches hatte Besserleben-Redakteurin Sophia Volpini die Gelegenheit, dieses Interview mit seiner Heiligkeit, wie ihn die Tibeter nennen, schriftlich zu führen.
Ihre Heiligkeit, Sie haben viele Gespräche mit jungen Menschen überall auf der Welt geführt. Was schätzen Sie an den jungen Generationen?
Das 20. Jahrhundert sah riesige Zerstörungen, menschliches Leid und noch nie da gewesene Umweltschäden. Die jüngeren Generationen, die diese Erde erben werden, haben die Fähigkeit und die Möglichkeit, ein Jahrhundert des Friedens, des Dialoges und des Mitgefühls einzuleiten. Sie müssen von der Vergangenheit lernen und gleichzeitig deren Fehler vermeiden. Sie müssen sich dazu für die Umwelt und unseren Planeten einsetzen und wie Brüder und Schwestern zusammenarbeiten, um gemeinsame Lösungen zu finden.
Schaffen sie das?
Die Art, wie junge Menschen den jetzt notwendigen positiven Wandel herbeizuführen versuchen, ermutigt mich. Ihre Bemühungen beruhen auf Wahrheit und wissenschaftlicher Vernunft.
Im Jänner fand ein vom Mind & Life-Institut organisiertes Treffen zwischen Ihnen und Greta Thunberg im Beisein führender Wissenschaftler statt. Was schätzen Sie an ihr?
Als ich davon hörte, was dieses junge Mädchen über die Umwelt und den Klimawandel dachte und was sie dagegen tat, war ich voller Bewunderung. Ich fand, dass es für jemanden, der so jung ist, ein so hoffnungsvolles Zeichen ist, sich so um den Planeten zu kümmern. Unsere Hoffnung hängt von diesen jungen Menschen ab.
Können Demonstrationen und die Stimme des Volkes überhaupt etwas bewirken? Gegen Politiker, die ihre Wähler nicht mit einschneidenden Maßnahmen verärgern wollen und gegen Konzerne, die mit der Umweltzerstörung Milliarden verdienen?
Im Zuge der Fridays for Future haben Millionen von jungen Brüder und Schwestern Politiker dazu aufgefordert, etwas gegen den Klimawandel zu tun. Jetzt ist das Thema in aller Munde. Doch es geht immer auch um das Wahlverhalten. Unser Wahlverhalten ist auch eine moralische Frage. Wir sehen heute, dass die Wahlen stark von der Umweltpolitik beeinflusst werden. Erfreulicherweise verstehen heute vor allem junge Menschen das. Es werden immer mehr grüne Parlamentarier gewählt, in Deutschland, der Schweiz, in Finnland, Belgien, den Niederlanden oder etwa im Europaparlament. Das zeigt, dass das Denken und Handeln der Menschen den Geist der Zeit verändern kann.
Können Politiker einzelner Nationalstaaten überhaupt etwas gegen den Klimawandel, der ja ein globales Problem ist, ausrichten?
Der Klimawandel ist nicht die Angelegenheit von nur ein oder zwei Nationen. Er ist ein Problem, das ist die ganze Menschheit betrifft. Dieser schöne Planet ist unser einziges Zuhause. Wenn, aufgrund von Erderwärmung oder anderer Umweltprobleme, die Erde nicht mehr erhalten werden kann, gibt es für uns keinen anderen Planeten, auf dem wir leben können. Wir müssen endlich ernsthafte Maßnahmen ergreifen, um unsere Umwelt zu schützen, und konstruktive Lösungen gegen die Erderwärmung finden.
Wir müssen global denken, aber lokal handeln. Das sollte bei der Wahl politischer Führer auch gelten.
Journalisten spielen dabei übrigens auch eine wichtige Rolle. Sie haben eine besondere Verantwortung für die Bewusstseinsbildung der Menschen und sollten nicht nur schlechte Nachrichten sondern auch Hoffnung verbreiten.
Sie haben schon früh auf die Probleme des Klimawandels hingewiesen. An welchem Punkt wurden sie Ihnen richtig bewusst?
Als ich 1959 von Tibet nach Indien kam, hatte ich keine Vorstellung von Umweltproblemen. Als ich zum ersten Mal hörte „Du kannst dieses Wasser nicht trinken“, war ich überrascht, dass es verschmutzt war. In Tibet war es immer ein Vergnügen die Gewässer zu durchqueren. Alles aber kein Problem. Ich habe mich über die Verschmutzung informiert und erfuhr allmählich auch von der Ökologie.
Mittlerweile empfinde ich tiefe Sorge um die Umwelt, da sie zu einer Überlebensfrage geworden ist. Dies erfuhr ich durch Bewusstsein – nicht durch Meditation, sondern durch Bewusstsein, mithilfe von Experten.
Wir können auf den Mars, oder auf den Mond fliegen, aber wir können uns dort nicht niederlassen und dort siedeln. Unsere Erde ist der einzige Platz, wo wir leben können.
China hat in Tibet 85 Prozent aller Bäume abgeholzt.
Wenn die Wälder in Tiber sterben, leidet ein ganzes Volk. Und wenn ein Volk leidet, leidet die ganze Welt.
Die großflächige Abholzung des Waldes in Tibet stimmt mich tieftraurig. Nicht nur für die Region, sondern vor allem für die Menschen die dort leben. Die Abholzung des tibetischen Hochplateaus wird laut Experten die Menge an Reflektion durch Schnee in dem Weltall ändern (bewaldete Regionen absorbieren mehr Sonnenstrahlung), und dies wiederum beeinflusst den Monsun, nicht nur in Tibet, sondern in allen umliegenden Regionen. Deshalb ist es umso wichtiger Tibets Umwelt zu schützen.
Die Umweltzerstörung Tibets zeigt deutlich, dass den chinesischen Kommunisten in ihrer Ideologie das fehlt, was in unserer tibetischen Kultur Interdependenz, oder universelle Verantwortung heißt. Mich überrascht das auch deshalb, weil Kommunisten so gerne die „Internationale“ singen. Keine Nation kann heute ihre Probleme alleine lösen.
Als Sie 1989 in Oslo der Friedensnobelpreis erhielten, riefen Sie die Welt zu einer solchen universellen Verantwortung jenseits von Profit und Religion auf. Welche Chance liegt darin?
Als mir 1989 in Oslo der Friedensnobelpreis verliehen wurde, rief ich die Welt zu universeller Verantwortung auf. Wir müssen lernen, dass wir alle Brüder und Schwestern sind auf einer Erde unter derselben Sonne leben.
Wenn wir nicht alle zusammenarbeiten, kann keine Lösung gefunden werden. Deshalb ist es unsere große Aufgabe, uns zu den ethischen Prinzipien universeller Verantwortung zu verpflichten, jenseits von Profit und Religion, und das Wohlergehen aller fühlenden Lebewesen und künftiger Generationen über unseren Egoismus zu stellen.
Der Klimawandel ist ein Thema, das die gesamte Menschheit betrifft. Wenn wir aber geleitet werden durch ein echtes Gefühl universeller Verantwortung, dann wird unser Verhältnis mit der Umwelt ausgewogen sein, wie auch das mit unseren Nachbarn.
Was bedeutet das in Bezug auf den Klimawandel?
Wir müssen das Wohlergehen aller Lebewesen und künftigen Generationen über unseren eigenen Egoismus stellen. Es gibt Grenzen dessen, was wir tun dürfen, aber keine Grenze für unsere universelle Verantwortung. Mutter Erde erteilt uns gerade eine Lektion in universeller Verantwortung. Deshalb trägt jeder von uns Verantwortung dafür, die Welt zu einem sicheren Platz zu machen, für die nächsten Generationen, für unsere Enkelkinder und unsere Urenkel.
Dann geht es um Mitgefühl mit unseren Nachkommen?
Wir brauchen eine Revolution des Mitgefühls, die auf Warmherzigkeit beruht, auf der Sorge um das Wohlergehen aller anderen und auf Respekt vor deren Rechten. Die gesamte Menschheitsfamilie muss sich vereinen und zusammenarbeiten um unser gemeinsames Zuhause zu schützen. Ich hoffe dass die Bemühungen um eine nachhaltige Lebensweise erfolgreich sein werden.
Ist das nicht nur eine Utopie?
Die Europäische Geschichte nach 1945 hat gezeigt, dass Frieden möglich ist, obwohl im letzten Jahrhundert jeder gegen jeden in Europa Krieg geführt hat. Ich bewundere den Geist der Europäischen Union, der diesen Frieden unter ihren Mitgliedern bewahrt hat. Noch nie hat innerhalb der Europäischen Union ein Land gegen ein anders Land Krieg geführt. Siebzig Jahre lang Frieden! Die Europäische Union hat 2012 zu Recht den Friedensnobelpreis erhalten. Sie ist ein wunderbares Projekt, das mich sehr ermutigt. Sie zeigt, dass sich Politik ändern kann, so wie sich Menschen ändern können. In jeder Krise liegt immer auch eine Chance. Viele Menschen machen diese Erfahrung im Privatleben. Aber auch in der Politik und in der Wirtschaft liegen in Krisen immer Chancen. Wir sind immer dieselben Menschen – auf allen Ebenen.
Wer das Mitgefühl, von dem Sie sprechen, entwickelt, kann trotzdem leicht den Eindruck gewinnen, dass seine Bemühungen unbedeutend und vergeblich sind.
Wenn ein Mensch mitfühlender wird, beeinflusst er andere, und auf diese Weise werden wir die Welt verändern. Wissenschaftler sagen, dass Mitgefühl grundlegend zu unserem Innersten gehört. Das stimmt mich hoffnungsvoll.
Was konkret bedeutet das für jeden einzelnen?
Auf individueller Ebene sollte jeder einzelne seinen Lebensstil ändern, weniger Wasser und Strom verbrauchen, Bäume pflanzen und den Verbrauch von fossilen Brennstoffen, die in Millionen Jahren entstanden sind, einschränken. Fossiler Brennstoff kann nicht wiederverwendet werden; deshalb müssen wir erneuerbare Energie wie Sonne, Wind und Geothermie verwenden.
Junge Menschen scheinen am ehesten bereit für einen klimafreundlichen Lebensstil zu sein. Gibt es auch noch für die Älteren Hoffnung oder sind sie für die Sache des Klimawandels eine verlorene Generation?
Manchmal hat es den Anschein, dass wir Älteren zu materialistisch eingestellt sind, dass wir einer materialistischen Kultur anhängen. Die Jüngeren spüren, dass einem solchen Leben etwas fehlt. Ich hoffe wir sind keine verlorene Generation, aber sicher bin ich mir da nicht.
Was wäre die Aufgabe der Älteren?
Wir Älteren werden wohl die nächsten zehn oder zwanzig Jahre überleben. Aber die heute jungen Menschen wie Greta werden noch das Ende unseres Jahrhunderts erleben. Sie sind realistisch und fürchten zu Recht die Folgen von Erderwärmung und Artensterben für die gesamte Um- und Mitwelt. Sie werden dem Wandel entgegentreten müssen, egal wie er aussieht. Die Aufgabe von uns Älteren ist es, sie dabei zu unterstützen.
Sie haben die älteren Generationen hart kritisiert. Sie seien für eine Ära des Krieges, der Zerstörung und der Dunkelheit verantwortlich. Was lief bei diesen Generationen schief?
Die Zerstörung der Natur und ihrer Ressourcen entsteht durch Kurzsichtigkeit, Ignoranz, Gier und mangelnden Respekt vor den Lebewesen der Erde.
Dauert es nicht viele Generationen lang, damit wir zu den Menschen werden, die wir für einen gesunden Planeten sein müssten, und haben wir genug Zeit dafür?
Ja, das kann man so sagen. Loslassen vom Überschuss ist das Herz geistigen Wachstums. Stellen Sie sich nur vor, was wir Gutes erreichen könnten, wenn die USA ihren Militäretat nur halbieren würden. Das wären dann Jahr für Jahr über dreihundert Milliarden Dollar für ökologische Projekte wie die solare Energiewende oder für die Überwindung des Hungers in armen Ländern. Verteidigung der Zukunft anstatt militärische Hochrüstung. Das könnten tatsächlich der Beginn und die Energie für ein ökologisches Zeitalter sein. Der „Verzicht“ wäre eine Befreiung.
Konsens, wie ihn der Kampf gegen den Klimawandel erfordert, scheint auf allen Ebenen, auch auf der weltpolitischen, immer schwerer herstellbar zu sein. Wie realistisch ist es, darauf zu setzen?
Wenn die Erde nicht mehr bewohnbar ist, haben wir keinen anderen Planeten, auf dem wir leben können.
Die sieben Milliarden Menschen sind soziale Wesen und müssen lernen zusammenzuleben. Die Zeiten sind vorbei, an denen man nur an „mein Land“, oder „mein Volk“, an „wir oder die da“ dachte. Wir alle müssen lernen, für das Wohlergehen der gesamten Menschheit zu arbeiten.
Wir sind soziale Wesen und gehören durch Geburt der Gesellschaft an. Wir müssen eines erkennen: Meine Zukunft ist abhängig von der Zukunft anderer und umgekehrt. Unsere Welt beruht zutiefst auf gegenseitiger Abhängigkeit, sowohl, was die Wirtschaft betrifft, als auch Probleme wie den Klimawandel, der uns alle herausfordert.
Entwickelt sich die Menschheit nicht in die genau entgegengesetzte Richtung? Wird sie nicht immer egoistischer?
Ob die Welt besser oder schlecht wird? Es gibt ja zum Beispiel mittlerweile einen immer stärker wachsenden Widerstand gegen die Existenz von Atomwaffen. Früher sprach noch niemand über die Umwelt, heute ist sie in jedermanns Munde. Wissenschaftler, die sich früher materiellen Werten widmeten, kümmern sich jetzt um Geistesschulen.
Ich bin optimistisch, dass die Menschen insgesamt reifer werden.
Ich habe bereits erwähnt, dass wir egoistisch, oder eigensüchtig sind, das stimmt. Aber wir sollten eher klug eigensüchtig sein, als dumm eigensüchtig. Denke weniger „ich“ und mehr an das Wohlergehen anderer. So bekommst du den höchsten Nutzen. Und das ist kluge Eigensucht.
Die industrielle Tierhaltung und die Fleischproduktion trägt besonders viel zum Klimawandel bei.
1965 wurde ich radikaler Vegetarier – keine Eier, nichts. Stattdessen aß ich ständig große Mengen an Sahne und Nüssen. Nach zwanzig Monaten hatte ich Probleme mit meiner Gallenblase und bekam Gelbsucht. Meine Haut, Augen, Nägel, alles wurde gelb. Meine Ärzte rieten mir, zu meiner ursprünglichen Ernährung zurückzukehren. Ich sollte wieder etwas Fleisch essen, was ich jetzt ein- oder zweimal die Woche tue. Somit birgt es einen kleinen Widerspruch, wenn ich als Nichtvegetarier Menschen sage, sie sollten sich vegetarisch ernähren. Dennoch habe ich mich ganz am Anfang, als ich in Tibet lebte sehr dafür eingesetzt, vegetarisches Leben in der tibetischen Gesellschaft zu fördern.
Das größte Problem scheint die Massentierhaltung zu sein.
Es ist traurig, dass Milliarden von Tieren für den Zweck der menschlichen Nahrung getötet werden. Ich habe einmal in Japan eine Geflügelfarm mit zweihunderttausend Hennen besucht. Sie wurden nur deshalb in kleinen Käfigen gefangen gehalten, um zwei Jahre lang Eier zu produzieren. Danach wurden sie zum Schlachten verkauft. Das war schockierend. Wir sollten diejenigen unterstützen, die gegen solche unwürdigen Geschäfte und gegen ein solches Tierleid kämpfen. Es ist auch für uns gefährlich und oberflächlich, das Leid der Tiere einfach zu verdrängen und zu vergessen. Denn was wir heute Tieren antun, kann uns morgen selbst treffen. Vielleicht werden wir eines Tages niederknien und die Tiere um Verzeihung bitten. Ich denke an einige tibetische Metzger oder auch an japanische Fischer, die Tiere, die sie töten, um Verzeihung bitten und für sie beten. Die Art und Weise, wie wir heute die Massentierhaltung mechanisiert haben, lehne ich ebenfalls ab.
Bill Gates und viele andere hoffen, dass sich der Klimawandel mit technischen Lösungen stoppen lässt.
Ich träume davon – und vielleicht ist es ein unmöglicher Traum, die Kraft der Sonnenenergie etwa der Sahara zu nutzen und damit Entsalzungsanlagen zu betreiben. Das so gewonnen Süßwasser könnte die Wüste fruchtbar machen und Feldfrüchte hervorbringen. Es ist ein Projekt, das weitreichenden Nutzen brächte, das für seine Realisierung aber weltweite Zusammenarbeit erfordern würde.
Bedeutet ein konsequenter Kampf gegen den Klimawandel nicht auch das Ende der Industriestaaten, wie wir sie kennen?
Wir haben gesehen, dass Industriestaaten sehr wohl auf erneuerbare Energien umsteigen können. Heute werden mehr Speichertechnologien für Sonnen- und Windkraft entwickelt. Hinzu kommt, dass Sonne und Wind keine Rechnung schicken. Sie sind kostenlose Geschenke der Natur, die wir künftig viel mehr nutzen sollten. Weltweit sind heute Solar- und Windenergie die kostengünstigsten Energiequellen. Wir brauchen also keine Atom- oder Kohlekraftwerke wie früher. Energieproduzenten und Konsumenten brauchen bloß mehr Anreize von der Politik, um auf erneuerbare Energie zu setzen.
Kritiker unseres Wirtschaftssystems sagen, dass es von Konsum und Habsucht geprägt ist.
Materielle Werte sind wichtig, aber tiefere innere Werte sind wichtiger. Auch das müssen wir verstehen. Im vergangenen Jahrhundert haben wir große materielle Fortschritte erzielt. Aber genau diese materiellen Fortschritte führen jetzt zur Umweltzerstörung. Wir brauchen eine neue Balance zwischen Ökonomie und Ökologie, sonst zerstören wir unsere Lebensgrundlagen. Auch kann materieller Fortschritt allein unseren psychischen Stress, unsere Angst, Wut und Frustration nicht verringern.
Sie haben einmal gesagt, Umweltethik sei sogar wichtiger als Religion.
Wir Buddhisten vertreten eine naturfreundliche Philosophie. Seit Jahrtausenden ist für uns Tibeter die Natur heilig. Auf dem hohen Plateau, auf dem wir im Himalaya leben, versuchen wir, im Geiste des Buddhismus, in Frieden mit der Natur, geschützt durch unsere Berge, ohne Gewalt und im Mitgefühl mit allen Lebewesen zu leben. Die Natur ist unser wahres Zuhause. Wir Menschen kommen von der Natur, was leider viele vergessen haben. Wir können ohne Religion leben, aber nicht ohne die Natur. Deshalb ist Umweltethik tatsächlich wichtiger als Religion. Wenn wir weiter die Natur zerstören, wie wir es heute tun, werden wir nicht überleben. Das ist ein Naturgesetz, das wir akzeptieren müssen.
Beten für den Planeten bringt also nichts?
Religion darf sich nicht nur auf das Beten beschränken. Beten allein ist zu wenig. Was sollen denn Buddha, Allah, oder Christus tun, wenn wir Menschen unsere Erde zerstören, die Meere mit Plastik füllen, sodass Fische, Robben und Wale verenden, die rasche Ausbreitung der Wüsten verursachen und Treibhausgase in die Atmosphäre blasen? Christus, Allah, oder Buddha, sind doch nicht verantwortlich für den Klimawandel und die Umweltzerstörung. Wir Menschen haben diese Probleme geschaffen. Deshalb müssen wir Menschen Verantwortung übernehmen und Lösungen für die Probleme finden. Hier ist auch das Bildungssystem gefragt.
Inwiefern?
Schon im Kindergarten können Kinder lernen, dass alle sieben Milliarden Menschen das Recht haben, glücklich zu sein. Wir alle leben auf demselben Planeten, unter derselben Sonne und atmen dieselbe Luft. Die Welt braucht heute – schon in der Schule – eine Bildung zur Wertschätzung der Umwelt, die auf einem vertieften Verständnis beruht, das über Religion hinausgeht. Umweltbildung muss oberste Priorität haben. Jedes Kind sollte in der Schule lernen, dass seine eigene Zukunft und sein Glück immer auch von der Zukunft und dem Glück anderer abhängen wird.
Was ist der Sinn des Lebens?
Wohin ich auch gehe, erkläre ich, dass alle sieben Milliarden Menschen auf der Erde gleich sind, physisch, mental und emotional: Jeder möchte ein glückliches Leben führen, das frei von Problemen ist. Sogar Insekten, Vögel und Säugetiere wollen das. Ich glaube, glücklich zu sein ist der Sinn des Lebens und eine Quelle des Glücks ist Mitgefühl.
Hinterlasse einen Kommentar