Wir alle kennen den Jetzt-erst-recht-Effekt, dieses innere Aufbäumen für etwas gegen allgemeine Widerstände. In der Medizin gibt es das auch, oft als Jetzt-erst-recht-NICHT-Effekt. So etwa hat eine Studie belegt, dass wir einen Schokoriegel leckerer finden, wenn „mit extra Schokolade“ drauf steht, als wenn er mit dem Wort „gesund“ auf der Verpackung lockt. Alle wollen uns immer „gesundes“ Essen einreden, weshalb unser Unterbewusstsein kulinarisch offenbar im Jetzt-erst-recht-nicht-Modus ist.
Vor allem beim Abnehmen sollten wir mit diesem Effekt kalkulieren, wenn wir die beiden zentralen Überlegungen dazu anstellen: Weniger essen und mehr Sport. Weniger essen ist klar, darum geht es und dafür müssen wir eine geeignete Strategie finden, in Form einer Diät, die wir durchhalten können. Das ist der wichtigere der beiden Gedanken, denn eine schlanke Figur, heißt es ganz zu Recht, entsteht in der Küche und nicht im Fitnesscenter. Mit der zweiten Idee, dem selbst verordneten Sport, sollten wir vorsichtig sein.
Innere Widerstände
Abzunehmen hat wissenschaftlich betrachtet viel mit Suchtmedizin zu tun, womit ich mich in meinem Buch Abnehmen für hoffnungslose Fälle – Hardcore-Tipps aus der Suchtmedizin befasse: Wir legen Gewohnheiten ab und ersetzen sie durch andere. In der Suchtmedizin fordern wir unsere Patientinnen und Patienten niemals zu mehr Sport auf, eben wegen dem Jetzt-erst-recht-NICHT-Effekt. Wir wissen, dass wir damit innere Widerstände auslösen würden, die ihre Heilung erschweren statt erleichtern würden. Wir erwähnen das Thema Sport deshalb erst gar nicht.
Wenn wir uns selbst eine Diät auferlegen, sollten wir es genauso halten. Wir sollten den Jetzt-erst-recht-NICHT-Effekt vermeiden, indem wir uns in Sachen Joggen, Hometrainer oder Fitness-Center erst einmal gar nichts vornehmen. Auf diese Art können wir dann von einem anderen Effekt profitieren, den wir bei unseren Patientinnen und Patienten in der Suchtmedizin laufend beobachten: Wenn sich ihr allgemeiner physischer, psychischer und seelischer Zustand verbessert, entwickeln sie automatisch ein Bedürfnis nach mehr Bewegung. Ebenso entwickeln wir dieses Bedürfnis, wenn die Kilos erst einmal zu purzeln begonnen haben. Und wenn wir dann Sport machen, purzeln sie umso schneller.
Zu meinem Buch Abnehmen für hoffnungslose Fälle – Hardcore-Tipps aus der Suchtmedizin geht es hier.
Hinterlasse einen Kommentar