Ich habe gar nicht lange darüber nachgedacht. Es war ein ganz spontaner Akt, als ich meinem Darmkrebs einen Namen gab. Ich nannte ihn „Ungustl“. Das ist ein österreichischer umgangssprachlicher Ausdruck für jemanden, dem man lieber aus dem Weg geht.

Irgendwie hatten wir jetzt eine Beziehung, auf der ich aufbauen konnte. Ich konnte mit ihm reden. Das war ein Ventil. Ich konnte ihm sagen, dass es mir lieber wäre, wenn er dann mal wieder gehen würde. Schließlich war er wirklich ein unangenehmer Bursche. Schmerzen. Blutungen, das ist alles nicht angenehm. Aber dann ging er wirklich. Sogar ohne Operation.

Dem Arzt, der mich damals behandelte, begegne ich laufend bei den Kontrolluntersuchungen. Wir sind fast so etwas wie Freunde geworden. Stell dir das so vor: Du liegst seitlich da, er bohrt mit dem Finger in dir herum und sagt: „Freut mich immer, Sie wiederzusehen!“

Jedenfalls hat er mir beim letzten Mal erzählt, dass der „Ungustl“ so etwas wie Karriere gemacht hat. Bei ihm im Krankenhaus sagt niemand mehr den Patientinnen, dass sie einen Tumor haben. Da geraten ja alle nur in Panik. Jetzt sagen sie: „Wir haben da einen Ungustl, aber den werden wir wieder los.“ Auch nicht super, aber schon viel besser.

Ich glaube an die Kraft der Gedanken, mein Arzt wahrscheinlich auch, aber darüber haben wir uns noch nie unterhalten. Hauptsache, das mit dem Namen funktioniert. Ich wette, es funktioniert auch bei einer hartnäckigen Angina oder bei was auch immer. Probier es mal aus!