Die Juden, Frauen wie Männer, verehren ihre „goldene Joich“ geradezu mythisch als Hausmittel gegen grippale Infekte und alle möglichen anderen Schwächezustände. Wir alle haben, hatten, kennen oder kannten eine Großmutter oder einen Großvater, die oder der auf sie als Hausmittel schwört: Die Hühnersuppe hat besonders zur kalten Jahreszeit Saison, aber hat sie die ihr zugeschriebenen Fähigkeiten wirklich?

Wer sie schon einmal ausprobiert hat, wie zuletzt unser Redaktionskollege Sebastian bei einer Grippe-Attacke, wird sofort nicken. Zwei oder drei Teller davon wärmen den Körper und geben das Gefühl, alles ist gut. Für Sebastian hat die Suppe seine Freundin gekocht, was sie noch einmal stärkender macht. Und dass sie überhaupt stärkt, ist mehr als ein Gefühl, wie auch die Wissenschaft herausgefunden hat.

Entzündungshemmende Eiweißstoffe

Die meistzitierte Studie dazu stammt von der Universität von Nebraska und weist nach, dass Hühnersuppe im Organismus bestimmte weiße Blutkörperchen, sogenannte Neutrophile, die für Entzündungsprozesse mitverantwortlich sind und bei Virusinfektionen in großen Mengen auftauchen, blockiert. Außerdem fanden die Forscher in der Hühnersuppe den Eiweißstoff Cystein, der entzündungshemmend und abschwellend auf die Schleimhäute wirkt.

Dazu liefert Hühnersuppe das gegen Infekte wirksame Zink, noch dazu gebunden an den Eiweißbaustein Histidin, was es besonders effizient macht. Wissenschaftlich noch nicht belegt aber überliefert ist, dass mitgekochter Ingwer, Chili und eine Handvoll schwarze Bohnen die entzündungshemmende Wirkung der Suppe weiter steigert.

Rezept für die klassische Hühnersuppe

Das Rezept für klassische Hühnersuppe ist einfach: Ein Suppenhuhn etwa 1,5 Stunden lang kochen, dann das Fleisch von den Knochen lösen und in mundgerechte Stücke schneiden. In einem zweiten Topf einen Bund Suppengemüse anbraten, mit der Suppe ablöschen, Suppennudeln dazu geben, das Ganze noch einmal rund 15 Minuten köcheln lassen und schließlich das Fleisch ergänzen und salzen und pfeffern.

Die goldene Joich

Weil wir schon „die goldene Joich“ erwähnt haben, hier ein Rezept für sechs Personen aus dem Magazin falstaff.

Zutaten:

1 Suppenhuhn oder 1,5 bis 2 Kilo Hühnerklein (Flügel, Hals, Herz, Magen, Rücken)

2 Stück Markknochen vom Rind

1 große gelbe Zwiebel samt Schale, geviertelt

2 große Karotten, geschält und in dicke Stücke geschnitten

1 Stange Lauch, gewaschen, geputzt und in drei Stücke geschnitten

1 Halm- oder Mairübe, gewaschen und geviertelt

2 Stangen Sellerie, in breite Scheiben geschnitten

½ Bund Petersilie, gewaschen

1 Lorbeerblatt

2 Zweige Thymian

3 Wacholderbeeren

3 Pimentkörner

1 Prise Safran

7 Pfefferkörner

Meersalz

1 Karotte, kleinst gewürfelt für die Garnitur

½ Stange Lauch, kleinst gewürfelt für die Garnitur

½ Halm- oder Mairübe, kleinst gewürfelt für die Garnitur

Zubereitung

Das Huhn oder Hühnerklein und die ­Markknochen salzen und über Nacht zu­gedeckt im Kühlschrank aufbewahren, so das Magazin falstaff. Abwaschen und mit kaltem Wasser bedeckt in einem großen Kochtopf zum Kochen bringen. Schaum abschöpfen, dann ­Gemüse, Gewürze und Kräuter hinzugeben und salzen. Aufkochen lassen und bei sehr kleiner Hitze zugedeckt etwa 2½ Stunden sanft köcheln lassen. Vom Feuer nehmen, über Nacht abkühlen lassen. Das erstarrte Fett nur teilweise von der Oberfläche entfernen (wichtig für die goldene Farbe!), abermals erhitzen und durch ein feines Tuch abseihen. Aufkochen, Gemüsegarnitur zugeben, bissfest kochen (5–8 Minuten) und mit Eier­nudeln (Lokschen), gefüllten Pilz- oder Hühnerleber-Teigtaschen (Kreplach) oder separat gekochter Rollgerste (Geršt, Krupnik) und frisch gehackter Petersilie servieren.