Wie feiern Veganer Ostern? Nein, das wird kein dummer Witz. In der Schweiz können sie es tatsächlich schon stilechter tun, und zwar mit einem veganen Ei. Die Schweizer Handelskette Migros hat es unter der Bezeichnung The Boiled entwickelt, und zumindest vom Aussehen her ist es einem Hühnerei recht nahe.
Kunden reagieren verhalten
Eierpecken ist allerdings nicht angesagt, denn für die Schale würde es dann doch noch ein Huhn brauchen, und der Geschmack ist ebenfalls fragwürdig. Als The Boiled im Oktober des Vorjahres startete, waren die Kommentare auf der Migros-eigenen Seite für Kundenrückmeldungen hämisch bis ablehnend. „Nice try, aber absolut ekelhaft“, hieß es da zum Beispiel. Meinungen wie „Nicht ident aber einem Ei sehr ähnlich“ waren vergleichsweise selten.
Start in Deutschland und Österreich möglich
Wie reagiert Migros nun auf die Kritik? Wir haben in der Zentrale des Handelskonzerns in Zürich nachgefragt. „Wir feilen noch an der Formel“, teilte uns eine Sprecherin mit, „wir nehmen das Produkt aber währenddessen nicht vom Markt.“ Gleichzeitig macht Migros deutschen und österreichischen Veganern Hoffnung, bald vegane Eier essen zu können. „Wir planen, ‚The Boiled‘ international zu verkaufen, derzeit reichen aber unsere Produktionskapazitäten dafür noch nicht aus.“ Nicht einmal die ganze Schweiz kann Migros bisher beliefern.
Ei-Ersatz aus der Dose
Wir haben auch bei der österreichischen Handelskette Spar nachgefragt, die eine vegane Eigenmarke im Sortiment hat. Konzernsprecherin Nicole Berkmann verweist auf einen zum Verkochen geeigneten Ei-Ersatz in der Dose, hergestellt aus Maismehl, Süßlupinienmehl, Sonnenblumenprotein, Leinprotein und Kurkuma. Ein Produkt in Form und Konsistenz eines echten Eis sei bei Spar derzeit nicht geplant.
Fragwürdige Philosophie
Wie bei den veganen Würsten stellt sich die Frage der Sinnhaftigkeit angesichts der langen Zutatenliste auch beim veganen Migros-Ei. The Boiled besteht vorwiegend aus Sojaproteinen. Dazu kommen nicht näher definierte „natürliche Aromen“, ein Begriff, der nichts über die Bekömmlichkeit der Substanzen aussagt, weil „natürlich“ nicht zwangsläufig ihre Herkunft aus Lebensmitteln bedeutet. Dazu kommt unter anderem Calciumphosphat, das unter Ärzten als Risikosubstanz für die Nieren gilt.
Unser Fazit: Die Migros-Idee ist witzig und naheliegend, doch der Versuch, mit veganen Mitteln tierische Produkte nachzubauen ist echter Veganer unwürdig. Wer sich für veganes Leben entscheidet, sollte sich bewusst sein, dass er sich für eine andere Esskultur entscheidet, die ihre Freuden aus anderen Quellen bezieht.
(Bernhard Salomon, Lisa Gollner)
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