Die Wiesen waren grüner, das Wasser war blauer, das Eis schmeckte noch wie es schmecken soll und die Zeit verging eindeutig langsamer. Wir alle haben unsere eigenen Vorstellungen vom Sommer, wie er früher einmal war, aber diese vier Gemeinsamkeiten haben sie wahrscheinlich alle. Und natürlich die, dass wir das alles nie mehr zurückbekommen werden, egal wie viel wir für die schönsten Urlaubsrefugien und das beste Eis ausgeben. Bloß waren die Sommer wirklich einmal so, wie wir sie in Erinnerung haben? Oder die Winter? Oder alles andere, das in unserem Gedächtnis gespeichert ist?

Überlagert von Filmen, Reportagen und Romanen

Nein, sagt Hans J. Markowitsch, emeritierter Professor für Psychologie der Universität Bielefeld in diesem im Nachrichtenmagazin Profil erschienen Interview.  „Das ist wissenschaftlich erwiesen“, betont der Neuroforscher. „Gemeinsam mit dem Sozialpsychologen Harald Welzer konnte ich zeigen, dass die persönlichen Erinnerungen von Menschen oft mit Inhalten aus Filmen, Reportagen oder Romanen vermischt sind. Es scheint in der menschlichen Natur zu liegen, dass wir unsere Erinnerungen ausschmücken und zurechtbiegen, meist ohne dass es uns bewusst ist.“

Fragwürdige Zeugenaussagen

Von Interviewer Till Hein darauf angesprochen, relativierte Markowitsch auch die Rolle von Augenzeugen vor Gericht, die dort in einer Stresssituation aussagen, wo objektives Erinnern besonders schwer ist. Er stellte einen Zusammenhang zwischen dem Erinnerungsmuster unseres Gehirns und falschen, auf Zeugenaussagen gestützten Schuldsprüchen her.