Bis in den frühen Morgen brennt in ihren Zimmern das Licht und wenn sie zur Schule sollten, kommen sie nicht aus dem Bett. Eltern haben es mit dem Schlafrhythmus ihrer Teenager wirklich nicht leicht und sinnen laufend darüber nach, was sie tun können, damit er wieder passt. Der führende Wiener Kinder- und Jugendpsychiater Prof. Dr. Paul Plener hat in seinem Buch Sie brauchen uns jetzt eine überraschende Nachricht für sie: In Wirklichkeit passt der nach hinten verschobene Schlafrhythmus der Teenager. Das Problem sind nicht sie, sondern die Schulen, die mit dem Unterricht ab der Oberstufe erst um 9 Uhr oder 9.30 Uhr statt um 7.30 Uhr oder 8 Uhr anfangen sollten. Wie meint der Chef der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der MedUni Wien das?
Von der Evolution erwünschter Schlafrhythmus
Die Spitze der Konzentration des Schlaf-Hormons Melatonin im Blut verschiebt sich im Jugendalter nach hinten, was dazu führt, dass Jugendliche länger aufbleiben und dafür länger schlafen wollen, erklärt der Experte. Warum die Evolution das so wollte, darüber lassen sich nur Vermutungen anstellen. Eine lautet, dass diese Verschiebung den Zweck haben könnte, Jugendlichen einen für ihre Entwicklung so wichtigen Raum zu schaffen, in dem sie ungestört von ihren Eltern und ihren jüngeren Geschwistern unter sich sein können.
Jugendliche werden im normalen Schulbetrieb mit Beginn zwischen 7.30 Uhr und acht Uhr morgens also planmäßig schlafdepriviert. Studien haben hinlänglich dokumentiert, dass die genannte Verschiebung des Unterrichtsbeginns nach hinten ideal wäre. Der Notendurchschnitt stieg jeweils um einen Grad und es kam unter anderem zu weniger Mobbing, weil bei ausgeschlafenen Schülern auch der Aggressionspegel niedriger ist.
Aufgabe für Bildungspolitiker
Eltern sollten also nicht auf ihre Teenager einreden, sondern auf die Bildungspolitiker, die wahrscheinlich trotzdem nicht reagieren werden. Das würde eine Veränderung des Gesamtsystems Schule inklusive der Arbeitszeiten der Lehrerinnen und Lehrer verlangen, was derzeit eine zu hohe Hürde zu sein scheint. Auch die täglichen Abläufe innerhalb der Familien müssten sich ändern.
Zu Paul Pleners Buch mit vielen weiteren nützlichen Hinweisen für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen geht es hier.
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