Der Ruf von Hormonersatztherapien für Frauen in den Wechseljahren ist seit Jahrzehnten schlecht. Dabei ist längst erwiesen, dass sie die typischen Probleme verhindern oder lindern können, das Brustkrebsrisiko nicht etwa erhöhen sondern senken und eine enorme Anti-Aging-Wirkung haben, wie der Hormon-Spezialist Prof. DDr. Johannes Huber in seinem Buch Die vier Quellen der Jugend – Holistisches Anti-Aging zeigt. Hier präsentieren wir Frauen jenseits der Siebzig, die seit mindestens 25 Jahren Hormone nehmen und offen erzählen, wie es Ihnen damit geht.

»Manche von ihnen bekommen nie Besuch«, erzählt Vera Härtl. »Sie haben keine Verwandten und Freunde und möchten trotzdem in ihren letzten Stunden noch ihre Sorgen loswerden. Ich gehe nach solchen Begegnungen immer glücklich nach Hause. Sie ist so bereichernd, diese Dankbarkeit, die mir dabei zuteilwird, und ich bin selbst dankbar. Dafür, dass ich auf meinen beiden Beinen gehen kann. Dafür, dass ich gesund bin. Dafür, dass ich anderen Freude bereiten kann. Ich bin einmal die Woche auf der Palliativstation. Es ist ein gutes Gefühl, auch die Pflegekräfte entlasten zu können.«

Späte Wandlung

Es hält uns jung, wenn wir uns ab und zu neu erfinden, heißt es, und das hat Vera Härtl gründlich getan. Nach einer langen Ehe, in der sie sich um ihren Mann, um ihre schließlich an einer langen und schweren Krankheit verstorbene Tochter, um ihren heranwachsenden Sohn und um das große Haus der Familie kümmerte, kam für sie vor sechs Jahren dieser Punkt: Sie fragte sich, ob sie ihr Leben so lebte, wie sie das wollte, oder so, wie andere es von ihr erwarteten.

Sie zog in eine kleine, lichtdurchflutete Wohnung in der Stadt, las die Bücher von Viktor Frankl, dem Erfinder der Logotherapie und der Existenzanalyse, wurde ehrenamtliche Hospizmitarbeiterin und Lesepatin für Kinder mit Migrationshintergrund an einer Brennpunktschule, baute sich einen Freundeskreis aus offenen, toleranten und meist zehn Jahre jüngeren Menschen auf, wurde Mitglied von zwei Wandergruppen, lernt mit einer anderen Gruppe Sprachen und mit einer weiteren Tai-Chi. Und sie fing an, Konzerte zu besuchen, wobei sie sich wunderte, was für ein sentimentaler Mensch sie ist. »Manchmal kommen mir einfach so die Tränen und ich liebe das«, erzählt sie.

Aktiver als mit vierzig

Ihr Kalender ist prallvoll mit Terminen, bei denen es ihr darum geht, sie selbst sein zu können und sich selbst zu entdecken. Beides will sie auch in der Liebe. »Viele meiner Freundinnen, selbst die jüngeren, haben das Thema Männer für sich erledigt, was ich nicht verstehe«, sagt sie. »Sex, er gehört für mich dazu.«

Als sie sich nach der Trennung von ihrem Mann neu erfand, lernte sie jemanden kennen, mit dem sie zunächst eine On-off-Beziehung hatte, wie sie es nennt. »Inzwischen hat sich das eingependelt«, sagt sie. »Wir leben nicht zusammen, aber wir verbringen die Wochenenden miteinander.«

Keine Scheu vor Hormonen

Vera Hätl ist 72 und auf die Frage, ob dieser Sturm und Drang, der ihr im relativ fortgeschrittenen Alter noch ein völlig neues und offensichtlich erfülltes Leben beschert hat, etwas mit den Hormonen zu tun haben könnte, die sie seit 21 Jahren nimmt, nickt sie. Am Anfang stand bei ihr eine Operation, die eine Hormonersatztherapie automatisch nach sich zog. Zunächst seien die Hormone vom Krankenhaus überdosiert gewesen, was »ein Horror« gewesen sei, erzählt sie. Seit sie sich in private Behandlung begeben und einen Hormonstatus gemacht hat, nimmt sie eine individuell auf sie abgestimmte Dosis. Nun ist alles in Ordnung. Eine Scheu hat sie vor Hormonen jedenfalls nie gehabt. »Ich habe mit der Pille verhütet und deshalb schon immer welche genommen«, sagt sie. »Ich sehe nicht, wo sie mir geschadet hätten.«

Erfülltes Leben

Mit ihren Gefühlen in Verbindung zu stehen, das ist ihr neben geistiger Beweglichkeit das Wichtigste im Leben und das hat sie viel zu lange nicht geschafft. Zuletzt war sie in Pjotr Iljitsch Tschaikowskis Klavierkonzert Nr. 1. Da seien ihr die Tränen nur so heruntergelaufen, erzählt sie, auch weil sie in ihrer Jugend in einer Wohngemeinschaft gelebt hat, in der ihre Mitbewohnerin dieses Stück jeden Tag spielte. »Ich wusste nicht, dass ich so emotional bin«, sagt sie und dann verabschiedet sie sich auch schon und verschwindet mit einem Lächeln im Strom der Ereignisse, die sie durch ihr Leben tragen.

Mehr zum Thema erfährst du in Prof. DDr. Johannes Hubers Buch Die vier Quellen der Jugend – Holistisches Anti-Aging.