Der Grauschnäpper, ein in Europa verbreiteter Zugvogel, ernährt sich vorwiegend von Insekten, doch im Herbst stellt er seine Ernährung auf Beeren um. Ganz oben auf seiner Speisekarte steht dann eine besonders kalorienreiche Beere, die wir Menschen als Hausmittel gegen Schnupfen, Fieber und Husten kennen, deren Saft früher als Färbemittel für Textilien diente und auch heute wieder dient, und die in Europa ebenfalls weit verbreitet ist: Wie viele andere europäische Zugvögel stärken sich die kleinen Grauschnäpper mit Holunderbeeren für ihre viele Tausend Kilometer lange Reise zu ihren Winterquartieren. Für Ornithologen ist der Holunder deshalb so etwas wie das Kerosin der Zugvögel. Welche Wirkung verbirgt sich dahinter?

Reiseschutz für Weltenbummler

Zugvögel fressen sich mit extremen Mengen an bestimmten stark gefärbten Beeren, zu denen in Europa vor allem Holunder zählt, für die weite Reise gesund, haben amerikanische Forscher herausgefunden. Es geht ihnen um die in den dunklen Farbstoffen enthaltenen Oxidationshemmer, mit denen sie vor allem gegen Entzündungen vorbeugen. Diese Vitamine, Mineralstoffe und andere Pflanzenbestandteile verhindern, dass sogenannte freie Radikale ihren Körper unterwegs angreifen. Helle Beeren, die weniger Antioxidantien enthalten, ignorieren die Vögel zu dieser Jahreszeit und selbst Insekten lassen sie dann unbehelligt ziehen. Was genau bewirken die dunklen Beeren im Körper der Vögel?

Superfood bei Dauerstress

Die extreme körperliche Belastung führt zu sogenanntem oxidativem Stress. Dabei beschädigen freie Radikale die Zellmembran und Eiweißstrukturen einer Zelle. Die in dunklen Beeren wie dem Holunder enthaltenen Stoffe können diese freien Radikale abfangen. Im Prinzip die gleiche Wirkung entfaltet Holunder im menschlichen Körper, wenn wir im Stress sind, und mal ehrlich: Wer ist in Zeiten wie diesen nicht im Dauerstress?

Holunder im besserleben-Selbstversuch

Du findest für Holunderbeerensaft, -tee oder -gelee online zahlreiche Rezepte. Wir von besserleben haben einige davon ausprobiert und festgestellt, dass Holunderbeeren viel schwerer in den Speiseplan zu integrieren sind als zum Beispiel Heidelbeeren oder Brombeeren. Zum Beispiel, weil die Hände schon nach dem Ablösen der Beeren hartnäckig blau sind und weil die meisten Rezepte extrem viel Zucker enthalten. Reduzierst du den Zucker oder lässt du ihn ganz weg, schmecken die Ergebnisse herb. Du kannst sie aber immer mit dem Bewusstsein zu dir nehmen, dich fit für die nächsten paar Tausend Kilometer deines Lebens zu machen.

Eine Beere schlägt selbst den Holunder

In den Forschungsergebnissen über die Ernährung von Zugvögeln ist übrigens auch vermerkt, dass eine Beere noch reicher an Antioxidantien als Holunder ist und in diesem Punkt praktisch alle bekannten Beerenarten schlägt. Die Apfelbeere. Frisch ist sie wegen ihrer mangelnden Verbreitung in Europa eher schwer erhältlich und so zwar genießbar, wegen ihres herben Geschmacks und ihres Blausäuregehalts aber nicht unbedingt empfehlenswert. In getrockneter Form sind Apfelbeeren leichter verfügbar, dann schmecken sie wie Rosinen und eignen sich als Zusatz fürs Müsli.