Dokumentationen wie der kürzlich veröffentlichte Film „Seaspiracy“ warnen uns eindringlich davor, dass unsere Ozeane und ihre Bewohner bald an die Grenzen ihrer Kräfte gelangen. Wir überfischen unsere Meere, und das nicht erst seit gestern. Trotzdem fällt der Verzicht auf Fisch schwer, und das obwohl bereits mehr als 85 Prozent der globalen Fischbestände überfischt, gravierend dezimiert, oder vollständig ausgerottet sind. Viele Alternativen gab es bis jetzt allerdings nicht. Künstlich angelegte Fischkulturen entlasten zwar die wilden Bestände, umweltfreundlich sind sie aber ganz und gar nicht und auch die Giftstoffe die durch Fischkonsum in unserem Körper landen werden dadurch nicht weniger.
Veggie-Würstel als Vorreiter
Die Fleischindustrie macht‘s vor. Vegane Burger-Patties, pflanzliche Steaks und Veggie-Würstel sind mittlerweile kaum noch aus dem Supermarkt wegzudenken. Beim Fisch wiederum hat es etwas länger gedauert. Die Auswahl ist noch bei weitem nicht auf dem gleichen Level wie die der Fleischersatz-Industrie, langsam aber sicher schaffen es jedoch immer mehr vegane Fisch-Alternativen in die Regale. Neben Soja-Dosenthunfisch gibt es mittlerweile auch vegane Fischstäbchen. High-End Fischprodukte, für Feinschmecker und Fischliebhaber, sucht man aber vergebens.
Die Lösung aus dem Drucker
Das Wiener Start-Up Revo Foods hat dieses Defizit erkannt und seither an einer Lösung gearbeitet. Ihre Antwort auf das karge vegane Fischangebot? Pflanzlicher Räucherlachs. Und der kommt direkt aus dem 3D-Drucker. Dabei werden nur rein pflanzliche Inhaltsstoffe, wie Erbsenproteine, Algenextrakt und Ballaststoffe verwendet. Dass uns die Natur in vielen Innovationen als Vorbild gilt, ist ja nichts Neues, das künstliche Reproduzieren eines Lebewesens, ist allerdings komplizierter als vielleicht angenommen. Die größte Herausforderung beim Drucken des Fisches ist die Nachbildung der Textur. Zwischen Idee und fertigem Produkt, lagen unzählige Versuche die Konsistenz so nah wie möglich an das Original zu bringen. Ob das letztendlich geklappt und ob sowohl Textur als auch Aussehen überzeugen können, wird sich zeigen.
Kann 3D-Lachs überzeugen?
In der Theorie klingt das ja alles fast zu schön um wahr zu sein. Räucherlachs, der so aussieht und so schmeckt wie frisch geangelt, der dabei aber weder zur Überfischung beiträgt, noch dem Tierwohl, oder der eigenen Gesundheit schadet? Davon musste ich mich erst einmal selbst überzeugen. Und so wie es der Zufall will, wird der gedruckte Lachs nur ein paar hundert Meter von unserer Redaktion entfernt im Wirr, einem netten Wiener Café in der Burggasse, angeboten. Ich schnappte mir meinen Kollegen Romél und wir tauschten die alltägliche Mittags-Wurstsemmel an diesem Tag mit pflanzlichem Fisch aus dem Drucker aus. Gespannt machten wir uns auf den Weg. Ob das schmeckt? Dazu muss ich gestehen, dass ich bei Lachs, vor allem aber Räucherlachs, schwach werde. Oft hat mich auch das schlechte Gewissen geplagt, wenn ich dann doch mal zugegriffen habe, aber ein Baguette mit etwas Butter, Räucherlachs und Senf-Dill-Sauce kann schon was. Ich würde mich selbst also als Lachs-Connaisseur bezeichnen, habe vom Alaska-Wildlachs bis zum schottischen Räucherlachs schon so einigen Salm probiert und bin daher umso skeptischer, ob ein pflanzliches Gemisch aus dem Drucker da mithalten kann.
Der Geschmacks-Test
Wir kommen also im Wirr an und finden zwei Gerichte auf der Speise- beziehungsweise Frühstückskarte (erhältlich bis 16 Uhr), die man wahlweise mit 3D-Lachs bestellen kann. Mein Kollege Romél entscheidet sich für die Frühstückswaffel mit pochiertem bio-Ei, Avocado, Frischkäse, Ahornsirup und dem veganen Fisch. Für mich gibt‘s den veganen Lachs-Bagel mit Avocadocreme, Kresse und Sprossen. Zuerst begutachten wir unsere Bestellungen. Der Lachs sieht ziemlich echt aus. Die Farbe gleicht eher einem Wildlachs, der meistens einen etwas intensiveren, dunkleren Orangeton hat. Auch die „Maserung“ gleicht dem Original. Nach ein paar obligatorischen Blog-Fotos ist es endlich Zeit die Neuheit aus dem Drucker zu probieren.
Fazit? Überraschend lachsig! Der Lachs aus dem 3D-Drucker schmeckt eindeutig nach Fisch. Hätte man mir das Gericht angeboten, ohne dass ich von dem Imitat gewusst hätte, wäre ich mir ehrlich gesagt nicht sicher ob ich bemerkt hätte, dass ich hier einen „Fisch“ esse, der noch nie das Wasser gesehen hat. Ich, als überzeugte Lachsesserin war begeistert, mein Kollege Romél konnte gar nicht genug von seiner Waffel kriegen und wir beide waren uns einig, dass wir schon lange nicht so gut Mittaggegessen hatten. Und das alles ohne schlechtes Gewissen, ohne dem Körper Giftstoffe zuzufügen, aber trotzdem mit vollem Fisch-Geschmack. Einzig die Konsistenz war für mein Empfinden etwas anders als beim Original. Keineswegs aber schlechter, einfach nur etwas anders, was aber nicht stört.
Geniale Alternative
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es oft schwer sein kann auf Dinge zu verzichten die man gerne isst, auch wenn man weiß welche Konsequenzen mit deren Konsum in Verbindung stehen. Genau aus diesem Grund bietet Revo Foods eine unglaublich bemerkenswerte Alternative an. Sie merzen mit ihrem Produkt alle Argumente aus, die dagegen sprechen sich für eine vegane Alternative zu entschieden. Denn sowohl Aussehen, als auch Geschmack und Preis stehen dem Original in nichts nach. Für 5,99 € bekommt man 80 Gramm des veganen Fisches. Qualitativ hochwertiger, echter Lachs befindet sich in der gleichen Preisklasse. Erhältlich ist der pflanzliche Lachs in allen Billa Plus Filialen in ganz Österreich, im Wirr, im Cafe Adlerhof und bei Momos Pizza in Wien. Eine genaue Liste der Standorte findest du hier. Außerdem wird schon den nächsten Produkten getüftelt. Bis kommendes Frühjahr sollen laut Geschäftsführer Robin Sima auch Lachs-Aufstrich und Thunfisch-Salat auf den Markt kommen.
Revo Foods hat es meiner Meinung nach geschafft. Sie haben einen Fischliebhaber (mich) davon überzeugt, ab jetzt zu einer veganen Alternative zu greifen. Beim nächsten Lachsfrühstück gibt’s bei mir ab jetzt nur noch Fisch aus der Druckerei.
Sophia Volpini
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