Dr. Günther Loewit lebt und arbeitet als Allgemeinmediziner in Marchegg (Niederösterreich). In dieser Kolumne gibt er Tipps und erzählt von seinen Erfahrungen.

Heute war eine 16-Jährige mit einer schweren Erkältung bei mir. Sie hatte bereits das vierte Antibiotikum innerhalb eines Monats bekommen und hat jetzt einen eitrigen Hals. Sie geht immer noch täglich in die Schule. Mich wunderte das nicht. Und eigentlich ist die Situation ärgerlich. Denn es gibt einen Grund, warum wir Ärzte Jahrzehnte, ja eigentlich Jahrhunderte lang drei einfache Dinge gepredigt haben, die heute scheinbar nur noch ein paar Vernünftige interessieren.

Erstens. Im Bett bleiben und sich warmhalten. Sich ausruhen. Weg vom Alltagsstress. Sich keine Ziele setzen. Den Körper entscheiden lassen. Ihm die Zeit geben, die er braucht. So einfach wäre das, so wirkungsvoll und dabei so wohltuend für das gesamte System Mensch, das sich bei dieser Gelegenheit auf mehreren Ebenen gleichzeitig regenerieren kann.

Zweitens. Trinken, Trinken und Inhalieren. Die Schleimhaut heißt Schleimhaut, weil sie feucht sein soll. Das haben früher die Eltern ihren Kindern und die wieder ihren Kindern geraten. Viel Flüssigkeit schützt vor trockenen Schleimhäuten und spült den Körper durch, der ja ohnehin zu 70% aus Wasser besteht – eine Generation hat das an die nächste weitergegeben, bis wir angefangen haben, auch das altmodisch zu finden und durch Medikamente zu ersetzen.

Drittens. Wenig essen und dafür mehrmals am Tag. Es ist für das Immunsystem nie gut, wenn der Magen übervoll ist. Erst danach kommt die Frage, was wir essen. Klar trägt Obst und Gemüse zur Genesung eher bei als ein BigMac.

Als ich das meiner sechzehnjährigen Patientin sagte, sah sie mich mit großen Augen an. Absurd eigentlich. Wir haben ein so hoch entwickeltes Gesundheitssystem, und diese Grundwahrheiten über Erkältungen, Grippe und Co. klingen auf einmal wie von einem anderen Stern. Der gesellschaftliche Druck, immer funktionieren zu müssen tut dem Immunsystem nicht gut, und viele Antibiotika erst recht nicht!

Zu Dr. Günther Loewits Buch 7 Milliarden für nichts – Ein Landarzt rechnet mit dem Gesundheitssystem ab geht es hier.