So richtig ist der als OMAD bekannte amerikanische Ernährungstrend noch nicht in Europa angekommen, dabei gilt er als relativ einfache Möglichkeit, schnell abzunehmen. OMAD steht für „One meal a day“ und bedeutet genau das: nur einmal pro Tag zu einem frei gewählten Zeitpunkt zu essen. Und zwar nach Lust und Laune. „All you can eat“ also, aber eben nur rund eine von 24 Stunden lang. Danach sind nur noch kalorienfreie Getränke wie Kaffee, ungesüßter Tee oder Wasser erlaubt.

Wunderkur für den Körper

Die Befürworter argumentieren mit dem besonders schnellen Gewichtsverlust, der einfachen, klaren und preisgünstigen Anwendung und der Autophagie, jenem durch Nahrungskarenz auslösbaren körpereigenen Mechanismus, bei dem Fresszellen schadhafte Zellen in unserem Körper entsorgen und so Alterungsprozesse verlangsamen und Krankheiten vorbeugen. Zudem unterstütze OMAD unter anderem die Gedächtnisfunktion und die Darmgesundheit, den Muskelaufbau und nicht zuletzt die Produktivität. Denn wer nur einmal am Tag isst, muss sich auch nur einmal am Tag mit Essen befassen.

Ärztin: „Leichter als Intervallfasten“

Die Neurochirurgin und Psychiaterin Iris Zachenhofer, die Erkenntnisse der Suchtmedizin auf die Ernährung umlegt, hat noch ein Argument für OMAD: Den meisten Menschen fällt es leichter, auf etwas ganz, statt nur ein bisschen zu verzichten. Das kennt die Suchtmedizin auch von Rauchern, Trinkern und Drogensüchtigen. OMAD sei deshalb für viele in der Umsetzung leichter als herkömmliches Intervallfasten, sagt Zachenhofer.

Viele Kritiker

Andere Gesundheitsexperten sehen OMAD kritisch. Die Aufnahme von vielen Kalorien in kurzer Zeit verlangsame die Verdauung und mache müde und träge. Trotz der vielen Kalorien bei einer Mahlzeit könne es insgesamt zu einem Kaloriendefizit kommen, und zu einem Nährstoffmangel, weil die Gefahr zu einseitiger Ernährung bestehe.

Keine vernünftige Ernährungsumstellung

Mit der Rückkehr der alten Essgewohnheiten käme auch das alte Gewicht zurück, schon weil wir bei OMAD nicht lernen müssen, bescheidenere und gesündere Gerichte zu uns zu nehmen, meinen die Kritiker. Eine vernünftige Ernährungsumstellung ziele im Gegensatz zum Radikalfasten mit OMAD immer darauf ab, Schritt für Schritt einen Ernährungsstil für sich zu finden, der dauerhaft umsetzbar, alltagstauglich und genussvoll ist und den Regeln einer gesunden Ernährung entspricht.

OMAD im Selbsttest

Stimmt diese Kritik? Wie ist das nun wirklich mit OMAD? Wenn die tägliche Mahlzeit möglichst abwechslungsreiches „All you can eat“ im besten Sinn ist, also ausreichend Kalorien und Nährstoffe liefert, eignet sich OMAD dann vielleicht doch auch als dauerhafte Ernährungsform, mit allen genannten Vorteilen? Auch weil sich der menschliche Stoffwechsel an geänderte Nahrungszufuhr irgendwann gewöhnt? Ein besserleben-Redakteur wendet OMAD seit mehr als einem Jahr an. Hier liest du sein Resümee.

Fazit

Für schnelles Abnehmen scheint mir die Methode nicht wirklich geeignet. OMAD von null, also einer durchschnittlichen Ernährung, auf hundert zu realisieren dürfte stressig und schwer durchzuhalten sein. Ich selbst hatte mir schon davor angewöhnt, das Abendessen auszulassen. Außerdem dürfte nach der Rückkehr zur normalen Ernährung der Jojo-Effekt voll durchschlagen.

Als dauerhafte Ernährungsweise ist OMAD nach einer Umstellungsphase und bei bewusster Auswahl der Lebensmittel möglich, die Frage ist nur, wozu und mit welchen Opfern. Mit einem normalen geselligen Leben ist OMAD jedenfalls schwer vereinbar. Die Vorteile für Menschen, die gerne besonders schlank sind, liegen auf der Hand, letztlich bleibt OMAD aber eine Sache für Minderheiten, die radikale Lebenskonzepte mögen und besonders gesundheitsbewusst und experimentierfreudig sind.

Dauerhaft und mit wenig Aufwand an Disziplin abzunehmen funktioniert meiner Meinung nach am besten und natürlichsten mit den Tipps von Iris Zachenhofer, nachzulesen hier. Ich war selbst an der Entstehung des Buches beteiligt und habe viel dabei gelernt. Zum Beispiel, dass wir uns Disziplin in Ernährungsfragen nicht mühsam abzwingen müssen, sondern dass sie eine Frage der Rahmenbedingungen ist, die wir uns setzen.