Wir alle kennen die Folgen mangelhafter Mundhygiene nur zu gut und viele von uns wissen auch, wie schmerzhaft sie sein können. Was aber noch weitgehend im Verborgenen liegt, sind systemische Erkrankungen, die mit bakteriellen Infektionen des Zahnhalteapparats, der sogenannten Parodontitis, korrelieren können. Unter einer systemischen Erkrankung ist eine Krankheit zu verstehen, die ein gesamtes Organsystem befällt und nicht auf eine einzige Körperregion beschränkt bleibt. Auf die drei wichtigsten möchte ich eingehen.

Parodontitis und Diabetes
Bleibt eine Parodontitis unbehandelt, können Bakterien aus den Zahnfleischtaschen in den Körper gelangen und dort Entzündungen auslösen. Diese Entzündungen sind häufig für die Insulinresistenz der Zellen verantwortlich und verschlechtern so die Blutzuckerwerte, was eine Diabetes-Erkrankung nicht nur fördern, sondern in vielen Fällen sogar verstärken kann. Da Diabetes weltweit rapide ansteigt, erachte ich eine Zusammenarbeit beider Fachrichtungen als sinnvoll. Denn umgekehrt zeigen wissenschaftliche Erkenntnisse auch, dass Diabetiker dreimal so oft an Parodontitis erkranken wie Menschen ohne Diabetes. Beides begünstigt sich also gegenseitig.

Parodontitis und Herzinfarkt
Viele aussagekräftige Indizien wissenschaftlicher Untersuchungen deuten mittlerweile darauf hin, dass eine unbehandelte Parodontitis koronare Herzerkrankungen, wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle, begünstigen kann. Besonders das Schlaganfallrisiko kann sich bis um das Vierfache erhöhen. Wenn wir nun bedenken, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Todesursache Nummer eins in den Industrieländern sind, sollten besonders die Risikogruppen ein verstärktes Augenmerk auf ihre Mundhygiene legen. Zur Risikogruppe zählen besonders übergewichtige, rauchende und familiär vorbelastete Männer höheren Alters. Natürlich bleiben auch Frauen vor einem Herzinfarkt nicht verschont, sie leiden aber nur halb so oft daran wie Männer. Die Mundhygiene ist aber natürlich auch für sie wichtig.

Parodontitis und Lungenkrankheiten
Die anatomische Nähe von Mundhöhle und Atemwege lässt eine Begünstigung von Atemwegsinfektionen durch Parodontitis eigentlich schon erahnen. Mittlerweile deuten auch viele Studien darauf hin, dass parodontale Erkrankungen sowohl das Risiko von Lungenentzündungen und chronischen obstruktiven Lungenerkrankungen wie COPD oder Bronchitis als auch von Corona-Infektionen erhöhen können. Zusätzlich verlaufen Corona-Infektionen bei Patienten, die zusätzlich an Parodontitis leiden, oft schwerer und tödlicher als bei Corona-Patienten ohne Parodontitis. Dabei gelangen die schädlichen Parodontitis-Bakterien entweder über die Atmung in die Lunge, oder der Speichel transportiert sie in Richtung Lunge ab. Abhilfe schaffen kann gründliches Zähneputzen, Zahnseide und Mundspülungen.

Fazit: Wenn dir deine Gesundheit am Herzen liegt, solltest du ein besonderes Augenmerk auf deine Mundhygiene legen, weil dein Mund die Eintrittspforte für allerlei Bakterien ist. Mit ihr kannst du jeden Tag einen wesentlichen Beitrag leisten, um Krankheiten vorzubeugen.

Dalia Hussein hat Zahnmedizin studiert und sich auf ayurvedische Heilmethoden spezialisiert. Sie ist Tochter eines Zahnarztes und lebt in Wien. In dieser Kolumne berichtet sie regelmäßig Nützliches aus ihrem Fach.

Dalia Hussein