Dr. Günther Loewit lebt und arbeitet als Allgemeinmediziner in Marchegg (Niederösterreich). In dieser Kolumne gibt er Tipps und erzählt von seinen Erfahrungen.
Gerade habe ich einem Patienten Blut abgenommen, um ihn vor seiner Corona-Impfung zu „entängstigen“. Nach Impfungen kann ein seltenes Syndrom von Thrombosen an ungewöhnlichen Stellen im menschlichen Körper auftreten, manchmal verbunden mit einem Mangel an Thrombozyten (Blutplättchen) und einer Gerinnungsstörung. Mein Patient wollte sicherstellen, dass ihm das aufgrund der Zahl seiner Thrombozyten nicht passieren kann. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist zwar dermaßen gering, dass sich der Aufwand einer Blutabnahme für ihn eigentlich nicht lohnt, trotzdem habe ich es gerne gemacht. Es war mir wichtig, dass er sich angstfrei impfen lässt. Warum?
Der Nocebo-Effekt
Es gibt neben dem Placebo- auch einen Nocebo-Effekt. So wie in dem einen Fall positive Erwartungen positive Ergebnisse bringen, können in dem anderen negative Erwartungen negative Folgen haben: Wenn wir glauben, dass die Corona-Impfung unangenehme Nebenwirkungen hat, steigt also die Wahrscheinlichkeit, dass sie für uns tatsächlich welche hat. Der Nocebo-Effekt ist durch Studien belegt.
Statistiken und Impfgespräche helfen
Ich empfehle dennoch nicht allen Besorgten, sich gleich Blut abnehmen zu lassen. Zunächst habe ich zwei andere Vorschläge zur Entängstigung. Der eine besteht in der statistischen Betrachtung der Lage. Dabei zeigt sich rasch, dass hunderttausende von Impfungen verabreicht werden müssen, bis es eine gröbere Komplikation gibt. Die Wahrscheinlichkeit, an Corona zu erkranken und einen schweren Verlauf zu erleiden, ist also sehr viel höher, als die Wahrscheinlichkeit, durch die Impfung Schaden zu nehmen. Dazu empfehle ich, ein Impfgespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin zu führen. Wir Ärzte sind gut informiert, haben inzwischen viel Erfahrung mit der Corona-Impfung und können alle drängenden Fragen beantworten.
Zu Dr. Günther Loewits Buch 7 Milliarden für nichts – Ein Landarzt rechnet mit dem Gesundheitssystem ab geht es hier.
Genauso geht es mir. Ich schwanke jedes Mal zwischen „Ich möchte mich gern impfen lassen „, damit es die Wahrscheinlichkeit gegen einem schweren Verlauf gibt. Doch die Angst vor den Nebenwirkungen stoppt jedes Mal dieses Vorgehen und ich bemühe mich eine positive Einstellung zur Impfung zu bekommen. Weil dann werde ich mich garantiert impfen lassen.