Wieder einmal zu viel gegessen? Mangelnde Disziplin beim Essen ist nichts, wofür wir uns Vorwürfe machen müssen, sagt die Neurochirurgin und Psychiaterin Dr. Iris Zachenhofer, die sich mit Suchtphänomenen beim Essen befasst. „Sie ist auch Folge einer Strategie der Lebensmittelindustrie. Die zielt mit Hilfe neurochemischer Erkenntnisse bewusst darauf ab, unsere Selbstkontrolle außer Kraft zu setzen. Sie stellt Produkte her, die uns manipulieren wie Drogen.“

Disziplin stellt sich von selbst ein

Zachenhofer hat in ihrem Buch Abnehmen für hoffnungslose Fälle einen wichtigen Hinweis für alle, die sich für Essversager halten: Es hat keinen Sinn, wenn wir uns Disziplin einfach abzuzwingen versuchen“, sagt sie zu besserleben.at. „Vermutlich werden wir das nie so ganz schaffen. Wenn wir allerdings die Rahmenbedingungen richtig setzen, entsteht ein guter Teil der Disziplin von selbst.“

Oliven statt Olivenöl

Und wie sehen diese Rahmenbedingungen aus? Die Regel ist einfach: Je stärker verarbeitet Lebensmittel sind, desto süchtiger machen sie. Kartoffeln sind gar nicht verarbeitet, Kartoffelchips stark. Tomaten sind gar nicht verarbeitet, ganz im Gegensatz zu Tomatenketchup. Nudeln und Brot sind viel stärker verarbeitete Kohlenhydrate als Reis oder Hirse. Avocados und Nüsse sind eine gar nicht verarbeitete Quelle für Fett, für Olivenöl gilt das schon nicht mehr. Zachenhofer: „Wer auf das Echte und Natürliche setzt, also zum Beispiel auf Oliven statt Olivenöl, und mit Zucker und Salz spart, hat schon halb gewonnen.“

Ratten drehen durch

Wie sehr das stimmt, zeigte übrigens ein Versuch mit Ratten. Statt ihren natürlichen Nahrungsmitteln bekamen sie M&Ms. Die Ratten wurden daraufhin unruhig und nervös, klapperten mit den Zähnen, liefen im Käfig auf und ab und sprangen sogar an die Käfigwände. Wir springen zwar nach McDonald`s-Besuchen nicht an die Wände unserer Wohnungen und Häuser, aber wenn dann die Heißhungerattacken kommen, fühlen wir uns manchmal ein bisschen danach.