Du steigst in Venedig aus einem Taxi und bist sicher: Hier war ich schon mal. Gleichzeitig weißt du: nicht in diesem Leben. Es folgt die Auflösung in Form eines Gedankens: ein Déjà-vu. Ins Deutsche übersetzt: „schon mal gesehen“. Du freust dich kurz, kannst dir das Phänomen aber nicht erklären. Die Wissenschaft kann es, so viel vorweg, auch nicht. Aber sie kommt dem Geheimnis näher.
Weitgehende Einigkeit herrscht darüber, dass Déjà-vus weder „Fehler in der Matrix“ noch Gedankenfetzen eines früheren Lebens sind. Solltest du dir diese aufregenden Vorstellungen bewahren wollen: Wissenschaftler suchen naturgemäß nach Erklärungsmodellen, die sich im jeweiligen Wissenskontext als rational darstellen lassen. Deshalb werden sie auch nichts anderes finden.
Naheliegender sind für Wissenschaftler zwei Theorien. Eine davon bezieht sich auf die Umwelt und besagt, dass es sich um Erinnerungen an etwas bereits Erlebtes handelt. „Wenn ein neuer Ort die gleiche Struktur besitzt, wie ein uns bekannter, kann das ein Déjà-vu auslösen“, sagt der kognitive Neuropsychologe Chris Moulin. Das kann eine Kirche, ein Turm oder eine Bäckerei sein, der oder die sich an der gleichen Stelle auf einem ähnlichen Platz befindet, wie die Bäckerei deiner Kindheit. Das Fremde wirkt plötzlich vertraut, ohne dass dir die Gründe dafür bewusst sind, und du erlebst ein Déjà-vu.
Epileptiker häufiger betroffen
Die zweite Theorie vertreten Neurowissenschaftler, die vermuten, dass elektrische Aktivitäten im Gehirn für ein Déjà-vu verantwortlich sind. Dabei beziehen sie sich auf die Beobachtung, dass Epileptiker besonders häufig über Déjà-vus berichten. Entweder kurz vor oder direkt während eines Anfalls. „Durch die veränderte elektrische Aktivität des Gehirns wird dort ein Schaltkreis stimuliert, der das Gefühl von Vertrautheit auslöst“, so Moulin. Studien legen nun nahe, dass bei gesunden Menschen etwas Ähnliches passiert.
Drogen und Alkohol als Auslöser?
Auch ohne epileptischen Anfall zeigen sich bei gesunden Menschen elektrische Aktivitäten im gleichen Bereich des Gehirns, dem sogenannten parahippocampalen Areal im Temporallappen. Das ist die Region, die für das Gefühl der Vertrautheit verantwortlich ist. Wissenschaftler beobachteten diese Gehirnaktivitäten besonders bei müden, jungen oder betrunkenen Menschen und bei solchen, die zuvor bestimmte Drogen konsumiert hatten. „All das legt nahe, dass es eine körperliche Ursache für ein Déjà-vu gibt“ so Moulin.
Ob nun unsere Umwelt oder unser Gehirn ein Déjà-vu auslöst, lässt sich also nach wie vor nicht mit Sicherheit sagen. Wir warten auf neue Erkenntnisse. Spannend bleibt das Thema aber allemal. Vielleicht bestätigt sich ja irgendwann doch noch die Warner Bros.-Version und wir finden heraus, dass wir alle in einer Matrix leben.
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