Wir haben in diesem Artikel die OMAD-Diät vorgestellt: One meal a day, also eine von 24 Stunden lang essen was wir wollen und danach nur noch kalorienfreie Getränke wie Kaffee, ungesüßten Tee und Wasser zu uns nehmen. Die in dem Artikel genannten möglichen Vorteile sind eklatant, die ebenfalls genannte Kritik gibt zu denken. Wie sieht das in der Praxis aus? Ist OMAD wirklich das einfachere und effizientere Intervallfasten? Ich ernähre mich nun länger als ein Jahr von einer Mahlzeit am Tag und habe dabei festgestellt: OMAD hat für mich tatsächlich Vorteile aber auch klare Nachteile, und zwar andere, als ich erwartet hätte.
Vorweg meine drei persönlichen Regeln
Erstens. Ich esse bei meiner täglichen einzigen Mahlzeit möglichst abwechslungsreich vegan. Auf meinem Speiseplan stehen als Standards Kartoffel, Vollkorn-Reis oder Hirse, Linsen, Pilze, Avocados, Beeren und Gemüse nach Saison. Alles immer aus Bio-Produktion, damit möglichst viele der Nährstoffe, die drin sein sollten, auch wirklich drin sind.
Zweitens. Ich ergänze regelmäßig drei bis sechs Esslöffel Proteinpulver, weil das mein Sättigungsgefühl während des Restes des Tages verbessert. Jeweils zwanzig Minuten vor dem Essen trinke ich ein Glas Stangenselleriesaft, aus dem gleichen Grund und wegen der vielen darin enthaltenen Mineralstoffe.
Drittens. Ich achte darauf, keine industriell hergestellten Lebensmittel zu essen, auch nicht, wenn sie vegan sind, weil alles Verarbeitete unser Bedürfnis nach mehr davon erhöht. Außerdem achte ich auf einen niedrigen glykämischen Index der Lebensmittel, weil sie so am ehesten vor Heißhungerattacken bewahren. Hier ist eine Tabelle, die den glykämischen Index aller wichtigen Lebensmittel nennt.
Die Vorteile
Schneller Gewichtsverlust. Obwohl ich definitiv nicht weniger Kalorien zu mir nehme als davor, verlor ich anfangs rasch Gewicht, was eigentlich gar nicht mein Ziel war. Für mich wurde dieser Vorteil beinahe zum Nachteil: Ich musste darauf achten, nicht zu stark abzunehmen und meine tägliche Mahlzeit im Hinblick auf Kaloriendichte anpassen.
Leichter als herkömmliches Intervallfasten. Mir fällt es im Vergleich zu herkömmlichem Intervallfasten leichter, OMAD durchzuhalten. Nach der Mahlzeit schließe ich innerlich mit dem Thema Essen für diesen Tag ab. Gar nicht zu essen fällt mir leichter als wenig zu essen.
Mein Stoffwechsel passte sich an. Es dauerte nicht lange, bis sich mein Stoffwechsel angepasst hatte. Auch nach einem Jahr habe ich noch ein bis drei Mal am Tag das Gefühl, dass ich jetzt gerne etwas essen würde, aber es sind keine Heißhungerattacken und ich weiß, dass es rasch vergeht, wenn ich es ignoriere. Im Grunde fühle ich mich den ganzen Tag gesättigt.
Mehr Zeit. Die Produktivität steigt. Es hat etwas Befreiendes, sich nicht ständig mit Essen befassen und darüber Entscheidungen treffen zu müssen. Mir fällt jetzt auf, wie viel Zeit andere damit verbringen. Klar, Essen ist schön und genussvoll, besonders das gemeinsame, aber aus Sicht der Produktivität gewinnt klar OMAD. Auch deshalb, weil meine Konzentrationsfähigkeit merklich gestiegen ist.
Der größte Nachteil
Für mich besteht der größte Nachteil von OMAD in etwas, auf das ich zunächst nicht vorbereitet war: Meine Schlafqualität sank. Ich wachte von der Umstellung meiner Ernährung an regelmäßig nachts auf und es dauerte immer eine Weile, bis ich wieder einschlafen konnte. Eine Tasse Kräutertee hilft da ein wenig. Das beste Mittel dagegen besteht wohl darin, immer exakt zum gleichen Zeitpunkt zu essen, damit sich der Körper auch an den Zeitplan gewöhnt. Woran ich mich zunächst nicht hielt. Mein Schlafrhythmus pendelte sich zeitweilig bei dem von Ronaldo ein: mehrmals am Tag drei Stunden zu schlafen. Wobei ich meist nur sechs Stunden brauchte, statt wie er neun. Ich merkte auch, dass ich mit weniger Schlaf auskam als vor OMAD.
Weitere Nachteile
Trägheitsphase. Die große Menge der auf einmal aufgenommenen Kalorien macht träge. Mittags zu essen geht also eigentlich nicht, denn diese eine Mahlzeit nimmt bei mir mit Vorbereitung mehr als eine Stunde in Anspruch. Die für mich danach sinnvolle Ruhephase erfordert eine weitere Stunde. Mittags geht das an einem Arbeitstag nicht. Tagsüber zu fasten und abends zu essen ist nicht so meins. Zudem wäre das im Hinblick auf einige gesundheitlichen Vorteile von OMAD wie die Autophagie fragwürdig. Ich esse also morgens, wobei aufgrund meines unruhigen Schlafrhythmus‘ meine Mahlzeiten lange die Tendenz hatten, immer weiter nach vorne zu rutschen. Am meisten Disziplin kostete es mich, sie auf eine bestimmte Uhrzeit festzulegen.
Sehr bewusste Ernährung nötig. Vor allem, weil ich relativ rasch relativ viel Gewicht verlor, musste ich mich noch bewusster als davor mit dieser einen Mahlzeit befassen. Etwa mit dem für mich besten Verhältnis zwischen Kohlenhydraten, Proteinen und Fett und den im Hinblick auf die Nährstoffe und den glykämischen Index besten Quellen dafür. Einer meiner Blutanalysen im vergangenen Jahr ergab einen jeweils leichten Mangel an Proteinen und Vitamin D, beides glich ich umgehend aus. Seither sind meine Werte besser als sie es je waren.
Soziale Nachteile. Veganer und Menschen, die keinen Alkohol trinken, auch alle, die interimistisch fasten, kennen das: Soziale Interaktivität fördert das alles nicht. Die besten Freunde haben kein Problem damit, und ich bin ohnedies kein großer Socializer, aber das ist besonders für gesellige Naturelle ein Punkt: Perfekt ist OMAD wenn, dann eher für Einzelgänger. (lomo)
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