Im Jahre 1566 starb in Padua ein Mann namens Luigi Cornaro. Er war Humanist, Agrarökonom und Schriftsteller. Als angesehener Bürger der Stadt gehörte er dem auserwählten und damals von Legenden umrankten Gelehrtenkreis um den Dichter und Kardinal Pietro Bembo an. Cornaro hatte bei seinem Tod das für die damalige Zeit biblische Alter von 99 Jahren erreicht, und das offenbar nicht etwa durch Glück, Zufall oder gute Gene.
Das erste Anti-Aging-Buch in der Geschichte des Abendlandes
Als rund Achtzigjähriger hatte Cornaro das wahrscheinlich erste Anti-Aging-Buch in der Geschichte des Abendlandes geschrieben, in dem er seine drei Geheimnisse verriet. Discorsi della vita sobria heißt es, zu Deutsch: Vom nüchternen Leben. In diesem auch heute noch lesenswerten Werk, über das der Arzt und Bestsellerautor Prof. DDr. Johannes Huber in seinem neuen Buch Die vier Quellen der Jugend – Holistisches Anti-Aging berichtet, beschrieb Cornaro zunächst, wie er als junger Mann in seiner Wahlheimat Venedig Abend für Abend zu üppigen Banketten voll kalorienreicher Köstlichkeiten geladen war. Mit Mitte vierzig war der Edelmann bereits stark übergewichtig und litt an Gichtanfällen sowie an Stoffwechselprobleme. Mit heutigem Wissen können wir annehmen, dass er an Typ 2 Diabetes erkrankt war. Seine Ärzte prognostizierten ihm einen frühen Tod.
Intervallfasten in der Renaissance
Was tat Cornaro als Erstes? Er verordnete sich eine besonders kalorienarme Diät und verzichtete gänzlich auf das Abendessen. Er nahm ab, fühlte sich beschwingt und belebt und sollte entgegen der Prognose seiner Ärzte noch viele Jahrzehnte weiterleben. Und wie! In Discorsi della vita sobria schildert er auch, wie er trotz seines hohen Alters noch imstande war zu reiten, zu jagen und zu laufen wie ein weitaus jüngerer Mann. Er sei außerdem meist bestens gelaunt, nie krank, befinde sich gern in Gesellschaft interessanter und anregender Menschen und lerne ständig Neues.
Der modernen Medizin intuitiv voraus
Luigi Cornaro machte intuitiv genau das, was die moderne Anti-Aging-Medizin erforscht. „Heute wissen wir dank neuester Studien, was genau sich in seinem Körper abspielte. Das abendliche Hungern, das Dinner-Cancelling, führt zu einer vermehrten Produktion von Stammzellen, die einen stark verjüngenden und regenerierenden Effekt haben“, schreibt Prof. DDr. Johannes Huber dazu in Die vier Quellen der Jugend – Holistisches Anti-Aging.
Blühende Gärten für eine blühende Gesundheit
Das zweites und vielleicht etwas überraschendere Anti-Aging-Geheimnis, auf das der Italiener sein hohes Alter zurückführte, war Gartenarbeit. Du hast richtig gelesen. So einfach kann es manchmal sein. Cornaro besaß in Padua diverse Gärten, ließ ganze Sümpfe trockenlegen und packte dort auch in fortgeschrittenem Alter noch kräftig an.
Wasser allein macht stumm
Kommen wir damit zu Cornaros drittem Geheimnis. Er war Zeitgenosse von Michelangelo, der das Jüngste Gericht in der Sixtinischen Kapelle malte und später als Architekt die Kuppel des Petersdomes entwarf. Michelangelo wurde nicht ganz so alt wie Cornaro, aber immerhin 89. Bei beiden hatte das wohl auch etwas mit ihrer Epoche zu tun. Denn was machte die Renaissance so bedeutend? Sie war die Zeit der Medici, die nicht nur damit beschäftigt waren, Bauwerke für die Ewigkeit zu errichten, sondern auch zu erforschen, wie sich das Leben verlängern und das Alter verbessern lässt. Waren vorher Himmel und Hölle die bestimmenden Themen gewesen, befasste sich die Renaissance lieber mit der Aufwertung des Diesseits. Mit dem guten Leben im Jetzt. Cornaro versuchte dementsprechend recht ausdauernd, das gute Leben mit einem gesunden Lebensstil zu verknüpfen. Dies mit Hilfe seines dritten Geheimnisses. Er trank täglich einen halben Liter Rotwein, der auch nach aktuellen Erkenntnissen einen leicht verjüngenden Effekt haben kann und dessen dafür verantwortlichen Wirkstoff Resveratrol sich die Medizin bereits zunutze macht.
Historischer Anti-Aging-Hype
Cornaro jedenfalls trat mit seinem frühen Anti-Aging-Buch und seiner gesundheitsbewussten Lebensweise in Europa eine ganze Bewegung los. Heute würden wir sagen, er löste einen Hype aus. Einen Hype um ein langes und gutes Leben, der ihn überdauerte. So etwa griff Cornaros bester Schüler dessen Anti-Aging-Idee auf und entwickelte sie weiter. Die Rede ist von Christoph Wilhelm Hufeland, dem Leibarzt Johann Wolfgang von Goethes. Im Stadtarchiv von Weimar liegen bis heute die Einkaufslisten Goethes. Weit oben steht dort meist (und wohl nicht nur aus gesundheitlichen Gründen) – der Rotwein. Zu Prof. DDr. Johannes Hubers Buch Die vier Quellen der Jugend – Holistisches Anti-Aging geht es hier.
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