Unsere Träume leben meist von Bildern, und sie sind es dann auch, woran wir uns nach dem Aufwachen noch erinnern. Doch wie ist das bei blinden Menschen? Wie nehmen sie ihre Träume wahr?

Erste Annahmen widerlegt

Lange hieß es, von Geburt an blinde Menschen würden ohne visuelle Eindrücke träumen. Klingt ja logisch. Denn wie soll jemand zum Beispiel von einem blühenden Garten träumen, wenn er noch nie zuvor einen gesehen hat? Die Wissenschaft glaubte deshalb, Blinde würden auch ihre Träume mit ihren anderen Sinnen erleben. Doch dann sorgte ein portugiesisches Forscherteam für eine Sensation.

Blinde können Träume malen

Die Forscher weckten blind geborene Kinder immer dann auf, wenn sie sich in einer REM-Schlafphase befanden. In dieser Phase ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass wir uns an Träume erinnern. Die Kinder sollten nach dem Aufwachen ihre Träume aufmalen, was vielen von ihnen tatsächlich gelang. Sie zeichneten Strichmännchen, Formen, Häuser oder andere Gegenstände. Wie ist das möglich?

Erhöhte Gehirnaktivität

Um Klarheit zu erlangen, überprüften die Wissenschaftler ihre Ergebnisse anhand sogenannter EEG-Untersuchungen, die elektrische Aktivitäten des Gehirns messen und grafisch darstellen können. Die Verblüffung blieb aufrecht: Bei allen Kindern, die ihre Träume auf ein Blatt Papier brachten, war die Aktivität der visuellen Gehirnrinde erhöht. Bei allen anderen hingegen nicht. Doch auch dafür gibt es eine Erklärung.

Visuelle Gehirnzentren meist noch intakt

Laut Professor Michael Wiegand, Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums München, konnte das Gehirn dieser Kinder die Informationen, die es vom Tasten, Hören, Riechen und Schmecken bekommen hat, in Bilder umwandeln. Und das ist ungewöhnlich, da sich, laut bisherigen Erkenntnissen, die meisten Blinden, Objekte nicht bildlich vorstellen können. Warum das in manchen Fällen dennoch möglich ist, liegt noch weitgehend im Verborgenen. Wir bleiben aber gespannt.